Educerio

sprachsensible Unterrichtsmaterialien in Leichter Sprache

Schüler:innen bewerben sich um einen Ausbildungsplatz

 Das Verfassen einer Bewerbung stellt eine komplexe Aufgabenstellung dar, weil zahlreiche Kompetenzen hierfür angesprochen werden:

  • Lesekompetenz für das Lesen und Verstehen der Vorlagen sowie Stellenanzeigen
  • Schreibkompetenz im Hinblick auf das Verfassen des Anschreibens
  • Methodenkompetenz für die Nutzung von Computern, Computer-Programmen und Apps
  • Fachwissen zum Verstehen und Einordnen der Fachbegriffe

Aufgrund dieser Komplexität werden die einzelnen Aspekte dieses Themenbereichs in jeweils eigenen Lernschritten dargelegt.


Das Verfassen einer Bewerbung

Für das Verfassen von Bewerbungen existieren viele Modelle, von denen einige (Allgemein-)Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen. Das hier vorgestellte Modell geht im Hinblick auf die Bewerbungsunterlagen von drei Teilen aus und orientiert sich an dem Internet-Angebot der Bundesagentur für Arbeit:

  • Anschreiben
  • Lebenslauf und
  • Anlagen mit Zeugnissen und Zertifikaten

Vor der Behandlung im Unterricht sollte unbedingt in Erfahrung gebracht werden, ob für die jeweilige Stadt oder Region verpflichtende Vorlagen vorhanden sind. Dies kann bei den zuständigen Stellen oder bei bestimmten Personen erfragt werden:

  • Industrie- und Handelskammern
  • Handwerkskammern
  • Agenturen für Arbeit
  • Ausbildungslots:innen
  • Lehrkräfte für Berufsorientierung


Die einzelnen Teile einer Bewerbung und ihre Funktionen

  • Die Schüler:innen machen mit dem Anschreiben Werbung für sich - sie vermitteln dem Arbeitgeber ein Bild von sich und ihren Fähigkeiten. Außerdem können die Schüler:innen mit dem Anschreiben beweisen, dass sie die Stellenanzeige gelesen haben. Dabei sollten sie sich auch nicht davor scheuen, Begriffe aus der Stellenanzeige wörtlich in ihr Anschreiben zu übernehmen.
  • Mit dem Lebenslauf kann sich der Arbeitgeber schnell einen Überblick über die Eignung einer/s Bewerber:in verschaffen. Ein Lebenslauf ist eine Art Steckbrief.
  • Die Anlagen belegen die Aussagen und/oder Behauptungen aus Anschreiben und Lebenslauf.


Das Thema Bewerbung im Unterricht - Prinzipien der Vermittlung

  • anschaulich: Die Schüler:innen sollten zu jedem Bestandteil der Bewerbungsunterlagen Beispiele erhalten. Die Beispiele sind mit den Schüler:innen zu lesen und der spezifische Wortschatz sollte ebenfalls eingeführt werden.
  • schrittweise: Die Behandlung des Themas sollte mit einem allgemeinen Überblick beginnen, um im Anschluss die einzelnen Bestandteile der Bewerbungsunterlagen genauer zu betrachten.
  • intensiv: Das Thema sollte im Modus eines fächerübergreifenden Unterrichts (Minimalanforderung) oder im Rahmen eines Workshops (Best Case) behandelt werden.
  • scaffolding: Den Schüler:innen sind Formulierungshilfen für das Anschreiben anzubieten.
  • fundiert: Die Behandlung des Themas sollte auf Grundlage der Informationen der Bundesagentur für Arbeit stattfinden.
  • multimedial: Die Schüler:innen sollten an digitalen Endgeräten arbeiten können. Empfehlenswert ist auch der Youtube-Kanal des Karriereberaters Martin Wehrle.


Bewerbungen schreiben - ein Thema für schwächere Schüler:innen, Schüler:innen mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf oder Jugendliche mit einem Reha-Anspruch?

In der Praxis helfen Personen des Übergangsmanagements Schule-Beruf schwächeren Schüler:innen, wenn es um konkrete Bewerbungsbemühungen geht. Dennoch sollten auch schwächere Schüler:innen lernen, was zu den Bewerbungsunterlagen gehört und wie man eine Bewerbung verfassen kann. Mit den Materialien dieser Unterrichtsidee kann dies ohne Weiteres geschehen.
Schüler:innen mit einem sonderpädagogischem Förderbedarf oder Jugendliche mit Anspruch auf eine Reha-Berufsausbildung können Schwierigkeiten beim Verfassen von Bewerbungen haben. Diese Jugendlichen werden eher durch Praktika, Einstiegsqualifizierungen oder sonstige Maßnahmen in Ausbildung und Arbeit kommen. Doch auch hier erscheint es als sinnvoll, das Thema Bewerbungen schreiben unter Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen zu behandeln.


Tipp für Akteur:innen der Berufsorientierung mit wenig Bewerbungserfahrung

Akteur:innen der Berufsorientierung, denen noch die Sicherheit für das Behandeln des Themas Bewerbungen fehlt, können den Einbezug von Expert:innen in Betracht ziehen.

  • Berufsberater:innen
  • Ausbildungslots:innen
  • Lehrkräfte für Berufsorientierung


Wortschatz 4

Wenn das Thema Bewerbungen zum Unterrichtsgegenstand wird, dann ist ein Aspekt unerlässlich: das Wissen um den spezifischen Wortschatz.
Hierfür gibt es folgende Gründe:

  • Wie sollen die Schüler:innen den Erklärungen folgen können, wenn sie nicht wissen, wovon die Rede ist?
  • Wie sollen die Schüler:innen Fragen stellen können, wenn ihnen die Worte dazu fehlen?
  • Wie sollen sich die Schüler:innen in zukünftigen Bewerbungssituationen bewähren können, wenn sie im Austausch mit potenziellen Arbeitgeber:innen nicht sprachfähig sind?

In Bezug auf den Wortschatz zum Thema Bewerbungen sollte jedoch ein anderes Vorgehen als in den anderen Wortschatz-Lernschritten gewählt werden. Der Wortschatz ist nicht vor der Beschäftigung mit dem Thema einzuführen. Vielmehr bietet sich eine den Lernprozess begleitende Wortschatzarbeit an. Diese Entscheidung lässt sich mit dem großen Umfang des spezifischen Wortschatzes begründen. Denkbar ist auch, dass den Schüler:innen der spezifische Wortschatz als Nachschlage-Werk angeboten wird, was eine individuelle sowie bedarfsorientierte Auseinandersetzung mit ihm möglich macht und die Fähigkeit, Begriffe nachzuschlagen, trainiert.

Tipp

Zu Beginn des Themas Bewerbungen schreiben ist es auch denkbar, den spezifischen Wortschatz durch die Schüler:innen erklären zu lassen - im Sinne einer unbenoteten Lernstandserhebung oder eines Quiz-Spiels.
Diese Herangehensweise ist eine angemessene Methode, um Informationen zum Vorwissen einer Lerngruppe zu erhalten.

 

 






E-Mail
LinkedIn