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sprachsensible Unterrichtsmaterialien in Leichter Sprache


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Leichte-Sprache-Regeln für Wörter

Ausgangspunkt der Leichten-Sprache-Regeln für Wörter ist nach Bredel & Maaß (2016b) die Frage nach der Einfachheit, Verständlichkeit bzw. allgemeinen Bekanntheit von Wörtern. Auf Grundlage dieser Frage geben die Autorinnen Empfehlungen für die Auswahl von Wörtern, den Umgang mit Fremdwörtern, Fachwörtern sowie Eigennamen und den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache und komplexen Wörtern.



Satz


Text sowie Zeichen



Für die Auswahl von Wörtern empfehlen Bredel & Maaß, zentrale Vertreter von Wortfeldern für Leichte-Sprache-Texte zu verwenden. 

Zentrale Vertreter eines Wortfeldes
... kommen häufiger als ihre Wortfeldnachbarn vor.
... bestehen aus wenigen Wortbausteinen.
... können viele ihrer Wortfeldnachbarn ohne Bedeutungsverfälschung vertreten.
... können in der mündlichen und der schriftlichen Sprache genutzt werden.
... sind stilistisch neutral.
... bezeichnen nur ihren Gegenstand und diesen möglichst genau.
... haben keine oder kaum Nebenbedeutungen.
... sind keine Metaphern.
... gehören zum Kernwortschatz des Deutschen.
... werden früh gelernt.
... werden bei Sprachabbauprozessen (z. B. Demenz) spät verlernt (Bredel & Maaß, 2016b, S. 64).

Ob ein Wort ein zentraler Vertreter eines Wortfeldes ist, kann unter Rückgriff auf dessen Häufigkeit herausgefunden werden. Hierzu kann auf Duden online zurückgegriffen werden, der die Frequenz eines Wortes mithilfe einer fünfstufigen Skala veranschaulicht. Des Weiteren ist die Häufigkeit eines Wortes auf Grundlage des elektronischen Wortschatzportals der Universität Leipzig ermittelbar. Dort stehen niedrige Werte für eher häufig vorkommende Wörter und höhere Werte für zentrumsferne Wörter. Auch auf Grundlage des digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) lassen sich Aussagen zur Häufigkeit eines Wortes treffen. Das DWDS arbeitet ähnlich wie Duden online mit einer Skala. Jedoch umfasst die Skala des DWDS sieben statt fünf Stufen.


Fremdwörter sind in der Leichten Sprache zu vermeiden. Die Ausnahme bilden jedoch Fremdwörter, die zentrale Vertreter eines Wortfeldes sind (<Praktikum> ist <Arbeits·erprobung> vorzuziehen). Wird ein Fremdwort aufgrund seiner zentralen Stellung in einem Wortfeld verwendet, soll es erklärt werden. Dies gilt auch für Formen, die Verständnisschwierigkeiten erzeugen könnten (<Praktika> als Mehrzahlform von <Praktikum> erklären).

Bei Fachwörtern ist zwischen fachspezifischen und fachgeprägten Wörtern zu unterscheiden. Während fachspezifische Fachwörter einem Fachgebiet entstammen und ausschließlich dort Anwendung finden, handelt es sich bei fachgeprägten Fachwörtern um Wörter, die einem Fachgebiet oder der Alltagssprache entlehnt wurden. Jedoch wird das entlehnte Wort in einem anderen Fachgebiet mit andersartiger Bedeutung verwendet. Im Falle von fachgeprägten Fachwörtern soll in der Erklärung das dazugehörige Fachgebiet genannt werden. Bei fachspezifischen Fachwörtern genügt es, das Fachwort zu nennen, um es anschließend zu erläutern (Vgl. Tabelle 3). In Print-Texten können Glossare, Info-Boxen oder Randspalten für Worterklärungen verwendet werden. Finden die Worterklärungen hingegen im Text statt, so sind diese durch Einrückung kenntlich zu machen.

Beispiel zu Fachwörtern
Patrick arbeitet als Fach·lagerist.
     Fach·lagerist ist ein Beruf.
     Und ein Fach·lagerist arbeitet in einem Lager.
     Ein Lager ist ein Haus.
     Und in diesem Haus liegen viele Sachen.
     Die Sachen liegen in Regalen.
     Du kannst Sachen in das Lager machen.
     Und du kannst Sachen aus dem Lager holen.
Als Fach·lagerist muss Patrick körperlich arbeiten.

Auf den folgenden Bildern werden fachspezifische und fachgeprägte Fachwörter anhand von Beispielen erläutert.

Beispiele für fachspezifische und fachgeprägte Fachwörter


Beispiele für fachspezifische und fachgeprägte Fachwörter



Um Geschehensabläufe oder Personenkonstellationen für Adressaten verständlicher zu machen, können Personen Eigennamen zugewiesen werden. Die Eigennamen der Personen sollen kurz und unterscheidungskräftig sein. Bei komplexen Eigennamen ist auf eine Gliederung mit dem Mediopunkt zu verzichten (<Darmstadt> statt <Darm·stadt>). Des Weiteren sollen die Adressaten darauf hingewiesen werden, sollte es sich bei einem Wort um einen Eigennamen handeln.

In Bezug auf die geschlechtergerechte Sprache ist es in der Leichten Sprache ohne Weiteres möglich, Sachverhalte korrekt wiederzugeben. Das heißt: Weibliche Wortformen sind nicht per se verboten und können Anwendung finden, wo sie zutreffen. Jedoch sollen Leichte-Sprache-Regeln keinesfalls zugunsten einer geschlechtergerechten Sprache verletzt werden. So ist auf Koordinationen (<Schülerinnen und Schüler>) zu verzichten und zu überlegen, ob dem Leichte-Sprache-Text eine Erklärung zur geschlechtergerechten Sprache vorangestellt werden soll. 


Bei Gegenständen, Handlungsabläufen, Fremd- sowie Fachwörtern und Eigennamen soll textübergreifend einer Sache Rechnung getragen werden: der Konstanz. Wird ein Konzept mit einem Wort eingeführt, soll dieses Wort fortwährend für das zugrundeliegende Konzept verwendet werden.


Im Falle von komplexen Wörtern ist eine Gliederung mit dem Mediopunkt angeraten, um den Adressaten das Lesen zu erleichtern.

Beispiele zur Gliederung mit Mediopunkt
der Gabelstapler - der Gabel·stapler
der Ausbildungsvertrag - der Ausbildungs·vertrag

Ebenso ist es möglich, Mediopunkt und Bindestrich parallel zu verwenden. Die Anwendung des Bindestrichs hat sich jedoch nach den Rechtschreibregeln zu richten und die innere Struktur des Wortes sowie Wortbedeutung zu berücksichtigen.

Beispiele zur Gliederung mit Mediopunkt und Bindestrich

  • der Treibhauseffekt - der Treib·haus-Effekt - *der Treib-Haus·effekt (Grund: Es gibt keinen <Hauseffekt>.)
  • der Schulsanitätsdienst - der Schul·sanitäts·dienst - der Schul-Sanitäts·dienst -                                *der Schul·sanitäts-Dienst (Grund: Das Wort <Schulsanitäts> gibt es nicht.)
  • der Handball - *der Hand·ball - *der Hand-Ball (Grund: Das Wort <Handball> ist stark lexikalisiert. Das heißt: Die Bedeutung des Wortes kann nicht mehr aus den Teilbedeutungen der Bestandteile <Hand> und <Ball> ermittelt werden.)


Wie geben Sie den Mediopunkt am Computer ein?

Um den Mediopunkt an einem Computer mit Windows-Betriebssystem eingeben zu können, müssen Sie sich einer Tastenkombination bedienen: Alt + 0183
Drücken Sie die Alt-Taste und halten Sie die Alt-Taste gedrückt. Bedienen Sie dann die Zifferntasten 0, 1, 8 und 3.



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