Berufsorientierungsprozesse begleiten und gestalten
Außerunterrichtliche Veranstaltungen in der Berufsorientierung
Außerunterrichtliche Veranstaltungen sind wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Berufsorientierung. Zu den außerunterrichtlichen Veranstaltungen in der Berufsorientierung gehören verschiedene Maßnahmen:
- Betriebspraktika
- Praxis-Tage
- Betriebserkundungen
- Besuche von Ausbildungsmessen
Ausbildungsmessen als Lernort
Schüler:innen sollten von Ausbildungsmessen nicht nur Kugelschreiber und Flyer mitnehmen, sondern auch Erkenntnisse und Kontakt-Daten von Betrieben. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Schüler:innen für den Besuch von Ausbildungsmessen Arbeitsaufträge zu geben. Ein Beispiel für Arbeitsaufträge im Rahmen von Ausbildungsmessen steht im Download-Bereich dieses Kapitels zur Verfügung.
Hinweis zum Material für Ausbildungsmessen
Die Handreichung mit Arbeitsaufträgen für den Besuch von Ausbildungsmessen wurde nach einer Vorlage von Manuel Schlosser und anhand vieler Schüler-Ideen im gemeinsamen Unterricht mit Bärbel Ott erarbeitet. Besonderer Dank geht an die beiden Schüler Viviane und Justin, die zielführende Fragen beigesteuert haben.
Schul- und Berufswegeberatung von Schüler:innen und Erziehungsberechtigten
Berufsberatung im engeren Sinne ist Aufgabe der Berufsberater:innen sowie Reha-Berater:innen der Bundesagentur für Arbeit und der Ausbildungslots:innen. Aber auch als Lehrkraft oder Sozialarbeiter:in kommt es regelmäßig vor, dass Erziehungsberechtigte und Schüler:innen um Rat fragen.
Für eine kompetente Schul- und Berufswegeberatung sind vier Aspekte von zentraler Bedeutung:
- Sach-Kompetenz: Wissen zur Berufsorientierung und ihrer Anbahnung
- System-Kompetenz: die regionale Bildungslandschaft überblicken und mit den BO-Prozessen an der eigenen Schule vertraut sein
- Personale Kompetenz: die Fähigkeit, sich im Rahmen von Beratungen als Person zurücknehmen, gut zuhören und Meinungsverschiedenheiten aushalten zu können
- Methoden-Kompetenz: Wissen um eine für Beratungen geeignete Methode
Die ersten drei Aspekte lassen sich durch Einarbeitung und Erfahrung bewältigen. Für den vierten Aspekt der Methoden-Kompetenz soll in diesem Lernschritt die Drei-Punkt-Kommunikation erläutert werden.
Schul- und Berufswegeberatungen mit der Drei-Punkt-Kommunikation durchführen
Bei (Beratungs-)Gesprächen, die von Angesicht zu Angesicht - oder von Punkt zu Punkt - geführt werden, können unerwartete oder ungewollte Äußerungen das Gesprächsklima nachhaltig verschlechtern oder zum Gesprächsabbruch führen.
Aus diesem Grund fügt die Drei-Punkt-Kommunikation einen weiteren “Punkt” hinzu: die Veranschaulichung. Bei der Veranschaulichung handelt es sich beispielsweise um ein Set aus Karten mit Bildern und Begriffen. Mithilfe dieser Karten werden die Gesprächsinhalte veranschaulicht. Somit schauen die Erziehungsberechtigten, Schüler:innen und die Lehrkraft gemeinsam auf die relevanten Aspekte, was dem (Beratungs-)Gespräch eine andere Dynamik gibt. Es kommt seltener zu Situationen, die von den Gesprächsteilnehmer:innen als Angriff gedeutet werden könnten.
Wer die oben beschriebene Drei-Punkt-Kommunikation ausprobieren möchte, kann die Beratungskarten im Download-Bereich dieses Kapitels verwenden.
Quelle der Drei-Punkt-Kommunikation:
Vgl. Caviglioli, Oliver (2019): Dual Coding with Teachers. Melton/Woodbridge: John Catt Educational Ltd., 41.
Mehrsprachigkeit in der Berufsorientierung
Wer Berufsorientierung oder Berufsberatung in einem mehrsprachigen Setting oder mit Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden durchführt, kann das Internetangebot 100Fachbegriffe der Bundesagentur für Arbeit nutzen.
100Fachbegriffe bietet
- bebilderte Erklärungen zu beruflichen Fachbegriffen
- aus zehn Berufsfeldern
- in elf Sprachen
- mit Audio-Ausgabe
- und passenden Übungen an.
Up to date bleiben als Akteur:in der Berufsorientier
ung
Wer sich mit Berufsorientierung beschäftigt und Schüler:innen berät, begleitet sowie unterrichtet, ist als Akteur:in in ein System eingebunden. So bedeutet Berufsorientierung zu einem großen Teil Netzwerk-Arbeit.
Denn Berufsorientierung verfolgt keinen Selbstzweck, sondern möchte bei Schüler:innen in Bezug auf einen (regionalen) Ausbildungsmarkt eine Berufswahl anbahnen. Aus diesem Grund sind Kooperation und Kommunikation wichtige Bestandteile der Arbeit von Akteur:innen der Berufsvorbereitung.
Damit Akteur:innen der Berufsorientierung up to date bleiben, brauchen Sie aktuelle Informationen.
Deshalb sollten Akteur:innen der Berufsorientierung
- sich in den Mail-Verteiler der/des zuständigen Berufsberater:in aufnehmen lassen.
- an Treffen regionaler Netzwerke des Übergangsbereichs Schule - Wirtschaft teilnehmen. Beispiel: Das Netzwerk Schulewirtschaft
- an Fortbildungen zum Thema Berufsorientierung teilnehmen. Beispiel: Fortbildungsangebot der hessischen Industrie- und Handelskammern
- die Internetseiten Planet-Beruf der Bundesagentur für Arbeit besuchen.
- die Internetseiten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) besuchen. Beispiele: Übergänge in Ausbildung und Beruf und Berufliche Ausbildung
- jede Möglichkeit nutzen, um Kontakte zu beruflichen Schulen und Ausbildungsbetrieben zu knüpfen und Bildungspartnerschaften anzubahnen. Beispiele: Betriebspraktika, Ausbildungsmessen und Schulbesuche
- Kontakt zu den Trägern geförderter Ausbildungen der Ausbildungsregion aufnehmen und Bildungspartnerschaften anbahnen.
- sich für die Newsletter bestimmter Institutionen und Stellen eintragen: Beispiele: Newsletter von Planet-Beruf der Bundesagentur für Arbeit, Newsletter des BIBB und Newsletter des Netzwerks Schulewirtschaft
- mit anderen Akteur:innen der Berufsorientierung und Kolleg:innen im Austausch sein. Beispiel: Sie können mich um Aufnahme in die erste Berufsorientierungsgruppe auf linkedin anfragen, die sich an Akteur:innen der Berufsorientierung im gesamten deutschsprachigen Raum richtet.