Die Regeln der Leichten Sprache: KI-Prompt und Zusammenfassung
Bredel & Maaß (2016a, 2016b) geben zahlreiche Empfehlungen, mit denen eine Textoptimierung vorgenommen werden kann. An dieser Stelle sollen die wichtigsten Empfehlungen bzw. Regeln in einer Zusammenfassung dargelegt werden. Eine ausführliche Erläuterung der Regeln findet in den Unterkapiteln zu Wort, Satz und Text sowie Zeichen anhand von Beispielen statt. Darüber hinaus stehen KI-Prompts zur Verfügung, mit denen verständnisoptimierte Texte generiert werden können.
Leichte Sprache und KI
Da vor allem Lehrkräfte zeitökonomische Lösungen benötigen, um Schüler:innen in verschiedenen Fächern verständnisoptimierte Texte anbieten zu können, befindet sich im Download-Bereich ein PDF mit einem Prompt-Vorschlag. Mithilfe des Prompt-Vorschlags und eines KI-Tools können Lehrkräfte Texte generieren lassen, die zwar nicht allen Anforderungen an Leichte-Sprache-Texte gerecht werden, doch eine bessere Grundlage für weitere Maßnahmen der Textoptimierung darstellen als viele Schulbuchtexte. Darüber hinaus werden in Anlehnung an Deilen et al. (2023 nach Maaß, 2024) und Abend (2025) drei weitere KI-Prompts vorgeschlagen, die aufgrund ihrer Kürze auch von Schüler:innen genutzt werden können. Eine abschließende Überarbeitung der erzeugten Texte wird jedoch obligatorisch bleiben, da zum Beispiel die Schrift gemäß der Leichte-Sprache-Regeln verändert werden sollte und Wörter durch Erklärungen zu ergänzen sind. Sowohl Maaß (2024) als auch Abend (2025) betont, dass KI-Tools einen Beitrag zur Vereinfachung von Texten leisten können. Doch die Resultate weisen in Bezug auf ihre Einfachheit bzw. Korrektheit Verbesserungspotenzial auf, sind qualitativ stark von den Ausgangstexten abhängig (Maaß 2024) und machen aufgrund ihrer ausbaufähigen inhaltlichen Korrektheit eine Überprüfung durch fachkundige Personen unaufgebbar (Abend, 2025).
KI-Prompts für verständnisoptimierte Texte in Anlehnung an die Leichte-Sprache-Regeln
Prompt für Lehrkräfte
Ich brauche einen Text über …
Der Text soll auf folgende Punkte eingehen: …
Der Text soll in Leichter Sprache verfasst sein.
Folgende Regeln soll der Text berücksichtigen:
- Der Text verwendet kurze und allgemein bekannte Wörter.
- Der Text verwendet bildungssprachliche Wörter und Fachwörter nur, wenn sie häufig verwendet werden, und erklärt diese.
- Der Text verwendet nur dann Fremdwörter, wenn sie allgemein bekannt sind.
- Der Text verwendet für eine Sache immer das gleiche Wort.
- Der Text verwendet nur Hauptsätze und keine Subjunktionalsätze, keine Ergänzungssätze und keine Relativsätze.
- Der Text verwendet keine Genitivkonstruktionen.
- Der Text verwendet keine Pronomen der dritten Person.
- Der Text verwendet keine Sätze mit "man" oder "jemand".
- Der Text spricht die Leser direkt an, wenn dies das Thema verständlicher macht.
- Der Text verwendet keine Konjunktivkonstruktionen.
- Der Text verwendet keine Passivkonstruktionen.
- Der Text verwendet nur die Zeitformen Präsens und Perfekt.
- In den Sätzen gibt es keine Aufzählungen.
- Wenn Aufzählungen notwendig sind, werden diese als Liste mit Aufzählungszeichen hervorgehoben.
- Der Text verwendet Verneinungen nur, wenn sie notwendig sind, und bedient sich hierzu der Wörter „nicht“, „nichts“ und „kein“.
- Der Text hat Absätze mit Überschriften.
- Jeder Satz beginnt in einer neuen Zeile.
- Der Text enthält nur Sätze mit einem kurzen Mittelfeld.
- Der Text legt Ereignisse oder Handlungen chronologisch dar.
- Der Text ist im Verbalstil verfasst und verzichtet auf Nominalkonstruktionen.
Kürzere KI-Prompts
Deilen et al. (2023 nach Maaß, 2024) haben die Übersetzungsleistung von ChatGPT an 20 Texten untersucht und hinsichtlich der Prompts zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt: eine holistische und eine linguistische.
Holistischer Prompt
- Übersetze den Text in die Leichte Sprache.
Nach der Textausgabe:
- Mache den Text noch einfacher.
Nach der erneuten Textausgabe:
- Mache den Text noch einfacher.
Linguistischer Prompt
- Formuliere den Text neu und lasse unwichtige Informationen weg.
- Verwende kurze Sätze.
- Erkläre schwierige Wörter.
Die holistische Vorgehensweise hatte Texte zur Folge, die einfacher waren als die mithilfe des linguistischen Prompts erzeugten Übersetzungen. Doch weder die holistische Vorgehensweise noch die linguistische Vorgehensweise konnte Texte in Leichter Sprache erzeugen. Die Resultate der holistischen Vorgehensweise ließen sich eher der einfachen Sprache zuordnen und die mithilfe des linguistischen Prompts erzeugten Texte fielen im Vergleich schwerer aus. Erwähnenswert ist auch, dass in 80 Prozent der mithilfe des holistischen Prompts übersetzten Texte mindestens eine inkorrekte Information enthalten war, wohingegen dies bei den auf Grundlage des linguistischen Prompts erzeugten Übersetzungen nur bei 45 Prozent der Texte der Fall gewesen ist (Deilen et al. 2023 nach Maaß, 2024).
Nutzen Lehrkräfte KI-Tools zur Erstellung von Leichte-Sprache-Texten, kann es jedoch zu einem etwa 30-prozentigen Zeitersparnis in der Unterrichtsvorbereitung kommen. Abend (2025) räumt aber ein, dass Textschaffende die mithilfe von KI-Tools erzeugten Leichte-Sprache-Texte auf ihre fachliche bzw. sachliche Korrektheit zu überprüfen haben, da es bei der Texterzeugung zu inhaltlichen Fehlern kommen kann. Darüber hinaus schlägt Abend (2025, S. 69) einen KI-Prompt vor, mit dessen Hilfe sich Texte in Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen vereinfachen lassen.
KI-Prompt in Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen
- Ändere den folgenden Text so, dass er dem Referenzniveau A1 (bzw. A2 oder B1 etc.) entspricht.
Zusammenfassung der Leichte-Sprache-Regeln
Zeichen
- Verwenden Sie unverbundene sowie serifenlose Schriftarten mit einer Schriftgröße von mindestens 14 Punkt und einem Zeilenabstand von 1,5 Zeilen.
- Setzen Sie Hervorhebungen sparsam ein und beschränken Sie sich auf Fettungen (bei Verneinungen und Kernbegriffen), Unterstreichungen (für Verweise auf Informationen außerhalb des Textes) und Einrahmungen (um besonders wichtige Sätze oder Absätze hervorzuheben).
Wort
- Verwenden Sie zentrale Vertreter von Wortfeldern.
- Verzichten Sie auf Fremdwörter, wenn Sie keine zentralen Vertreter eines Wortfeldes sind. Werden Fremdwörter eingesetzt, sollen diese erklärt werden.
- Erklären Sie Fachwörter.
- Geben Sie den Empfehlungen zur Leichten Sprache den Vorzug vor der geschlechtergerechten Sprache.
- Verwenden Sie für ein Konzept stets das gleiche Wort.
- Verzichten Sie auf Pronomen der dritten Person (er, sie oder es).
- Gliedern Sie komplexe Wörter mit Mediopunkt und Bindestrich.
Satz
- Verwenden Sie ausschließlich Hauptsätze.
- Vermeiden Sie innerhalb von Sätzen Zeilenumbrüche.
- Berichten Sie Ereignisse und Handlungsabläufe chronologisch bzw. logisch.
- Vermeiden Sie Koordinationen (Aufzählungen).
- Formulieren Sie Sätze mit kurzem Mittelfeld.
- Verwenden Sie einen Verbalstil anstelle eines Nominalstils.
- Formulieren Sie ausschließlich Sätze im Aktiv.
- Verzichten Sie auf unpersönliche Formulierungen mit <man> oder <jemand>.
- Verwenden Sie den Indikativ anstelle von Konjunktivkonstruktionen.
- Ersetzen Sie Genitivkonstruktionen durch Formulierungen im Dativ.
- Verwenden Sie ausschließlich das Präsens und das Perfekt.
- Vermeiden Sie Verneinungen, wenn dies möglich ist. Ist eine Verneinung unumgänglich, sind die Wörter <nicht>, <nichts> oder <kein> zu verwenden.
Text
- Geben Sie zu Beginn eines Textes Informationen zur Textsorte und zum Thema.
- Achten Sie bei Texten auf eine verständnisfördernde Struktur (zum Beispiel mit Zwischenüberschriften, Randglossen und Einrückungen).
- Verwenden Sie verständnisunterstützende Bilder mit deutlichem Bezug zum Text und klarer Aussage.
- Sprechen Sie die Adressaten direkt an und offerieren Sie eine Handlungsorientierung.
- Sorgen Sie sowohl für eine größtmögliche Entlastung auf sprachlicher Ebene als auch geringstmögliche Eingriffe auf inhaltlicher Ebene.
- Berücksichtigen Sie bei der Erstellung von Leichte-Sprache-Texten die Adressaten, die Lesesituation und das Medium.