Leichte Sprache und Künstliche Intelligenz (KI)
Da vor allem Lehrkräfte zeitökonomische Lösungen benötigen, um Schüler:innen in verschiedenen Fächern verständnisoptimierte Texte anbieten zu können, werden in Anlehnung an Deilen et al. (2023 nach Maaß, 2024) und Abend (2025) drei KI-Prompts vorgeschlagen, die aufgrund ihrer Kürze auch von Schüler:innen genutzt werden können. Eine abschließende Überarbeitung der erzeugten Texte wird jedoch obligatorisch bleiben, da zum Beispiel die Schrift gemäß der Leichte-Sprache-Regeln verändert werden sollte und Wörter durch Erklärungen zu ergänzen sind. Sowohl Maaß (2024) als auch Abend (2025) betont, dass KI-Tools einen Beitrag zur Vereinfachung von Texten leisten können. Doch die Resultate weisen in Bezug auf ihre Einfachheit bzw. Korrektheit Verbesserungspotenzial auf, sind qualitativ stark von den Ausgangstexten abhängig (Maaß 2024) und machen aufgrund ihrer ausbaufähigen inhaltlichen Korrektheit eine Überprüfung durch fachkundige Personen erforderlich (Abend, 2025). Bosse (2025, 3) betont diesbezüglich die Notwendigkeit einer „menschliche(n) Vor-, Mit- und Nacharbeit“, die stets auch bei den besten mit KI erzeugten Leichte-Sprache-Texten gegeben ist.
KI-Prompts für verständnisoptimierte Texte in Anlehnung an die Leichte-Sprache-Regeln
KI-Prompts nach Deilen et al. 2023
Deilen et al. (2023 nach Maaß, 2024) haben die Übersetzungsleistung von ChatGPT an 20 Texten untersucht und hinsichtlich der Prompts zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt: eine holistische und eine linguistische.
Holistischer Prompt
- Übersetze den Text in die Leichte Sprache.
Nach der Textausgabe:
- Mache den Text noch einfacher.
Nach der erneuten Textausgabe:
- Mache den Text noch einfacher.
Linguistischer Prompt
- Formuliere den Text neu und lasse unwichtige Informationen weg.
- Verwende kurze Sätze.
- Erkläre schwierige Wörter.
Die holistische Vorgehensweise hatte Texte zur Folge, die einfacher waren als die mithilfe des linguistischen Prompts erzeugten Übersetzungen. Doch weder die holistische Vorgehensweise noch die linguistische Vorgehensweise konnte Texte in Leichter Sprache erzeugen. Die Resultate der holistischen Vorgehensweise ließen sich eher der einfachen Sprache zuordnen und die mithilfe des linguistischen Prompts erzeugten Texte fielen im Vergleich schwerer aus. Erwähnenswert ist auch, dass in 80 Prozent der mithilfe des holistischen Prompts übersetzten Texte mindestens eine inkorrekte Information enthalten war, wohingegen dies bei den auf Grundlage des linguistischen Prompts erzeugten Übersetzungen nur bei 45 Prozent der Texte der Fall gewesen ist (Deilen et al. 2023 nach Maaß, 2024).
Nutzen Lehrkräfte KI-Tools zur Erstellung von Leichte-Sprache-Texten, kann es jedoch zu einem etwa 30-prozentigen Zeitersparnis in der Unterrichtsvorbereitung kommen. Abend (2025) räumt aber ein, dass Textschaffende die mithilfe von KI-Tools erzeugten Leichte-Sprache-Texte auf ihre fachliche bzw. sachliche Korrektheit zu überprüfen haben, da es bei der Texterzeugung zu inhaltlichen Fehlern kommen kann. Darüber hinaus schlägt Abend (2025, S. 69) einen KI-Prompt vor, mit dessen Hilfe sich Texte in Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen vereinfachen lassen.
KI-Prompt in Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen
- Ändere den folgenden Text so, dass er dem Referenzniveau A1 (bzw. A2 oder B1 etc.) entspricht.
KI-Tools für die Erzeugung von Leichte-Sprache-Texten
Ludewig & Reich (2025) haben 14 kostenlose KI-Tools daraufhin überprüft, inwieweit sie der DIN SPEC 33429 entsprechende Texte erzeugen können. Die Spitzenreiter der Überprüfung sind die Optimeil-Leichte-Sprache KI und der Leichte Sprache Übersetzer. Die Autorinnen weisen jedoch wie Abend (2025) und Bosse (2025) darauf hin, dass die mithilfe von KI erzeugten Leichte-Sprache-Texte von Menschen kontrolliert werden müssen. Des Weiteren ist wegen der lediglich auf Grundlage linguistischer Merkmale durchgeführten Überprüfung (Satzlänge, Wortwahl und Berücksichtigung des Verbalstils) das Textverständnis nicht als gegeben vorauszusetzen, sondern hat mithilfe von zielgruppenspezifischen Lesestudien gesichert zu werden (Ludewig & Reich, 2025).