Enttäuschungen mit Jugendlichen thematisieren
Zu der schulischen Berufsorientierung gehört auch ein Aspekt, der meist nur selten berücksichtigt wird: das Begleiten der Schüler:innen bei enttäuschenden Erfahrungen.
Gerade für Schüler:innen an Förder- und Hauptschulen oder benachteiligte Jugendliche im Übergangsbereich Schule-Beruf ist die Suche nach einem Ausbildungsplatz meist durch viele Enttäuschungen gekennzeichnet und die Anzahl möglicher Ausbildungsberufe schon zu Beginn des BO-Prozesses sehr überschaubar. Dieser Umstand kann sich negativ auf das Wohlbefinden, das Selbstbild und das Leistungsmotiv auswirken - drei Bereiche, die bei sozial benachteiligten Schüler:innen ohnehin nicht überdurchschnittlich stabil oder stark ausgeprägt sind.
Deshalb sollen in diesem Lernschritt mögliche Herangehensweisen vorgestellt werden, die in der Praxis bereits erfolgreich eingesetzt wurden.
- Anhand eines Peanuts-Comics kann die (Körper-)Haltung bei Traurigkeit oder tiefer Enttäuschung thematisiert werden. Hierzu ist im Download-Bereich dieses Lernschritts ein Arbeitsblatt vorhanden.
- Gemeinsam mit den Schüler:innen kann die Biochemie des Körpers positiv beeinflusst werden, um gegen ein Stimmungstief anzugehen.
Vera F. Birkenbihl beschreibt drei Handlungen, die gesund machend und heilend wirken können:
- jemandem verzeihen
- Dank ausdrücken
- lachen
Im Folgenden soll die Handlung des Dankens in den Blickpunkt genommen werden.
- Alle Schüler:innen sollen sich mithilfe einer ABC-Liste drei Minuten Gedanken machen: Wofür bin ich dankbar? Beschreibungen zu der ABC-Listen-Methode befinden sich in der Info-Box und im Download-Bereich dieses Lernschritts. Sollte es den Schüler:innen schwer fallen, Dinge zu finden, für die sie dankbar sind, dann kann das Material Ich kann - Wo zeigst du das? zum Einsatz kommen.
- Anschließend können die Schüler:innen dazu aufgefordert werden, die ABC-Listen untereinander zu tauschen. Hierbei erfährt die Frage-Stellung eine kleine Änderung: Wofür kann sie/er dankbar sein? Die Bearbeitungszeit kann erneut auf drei Minuten angesetzt werden. Grundlegend verlangt dieser Schritt den Schüler:innen einiges ab, weshalb er mit Bedacht einzusetzen ist und im Zweifelsfall auch weglassen werden kann.
- Schließlich sammelt die Lehrkraft die ABC-Listen der Schüler:innen ein. Die Lehrkraft ergänzt auf den ABC-Listen, wofür sie bei den Schüler:innen dankbar ist.
- Zum Abschluss können die ABC-Listen wieder ausgeteilt werden, damit die Schüler:innen lesen können, was ergänzt wurde. Denkbar ist es auch, die ABC-Listen in einem Stuhlkreis oder im Plenum zu besprechen. Wenn Menschen die Dank-Gefühle anderer hören, erzeugt das Resonanz-Gesetz in deren Körpern ähnliche Schwingungen, wodurch die Gesamt-Wirkung der Übung verstärkt werden kann. Denn nach Vera F. Birkenbihl erzeugen intensive Dank-Gefühle ähnliche physiologische Veränderungen wie das Beten.
Am Ende dieses Lernschritts soll noch die dritte mögliche Herangehensweise zum Umgang mit Enttäuschungen darlegt werden.
- Die (Klassen-)Lehrkraft gibt dem Thematisieren von Enttäuschungen und dem gemeinsamen Feiern von Erfolgen im Unterricht einen Raum.
Quelle der Dankbarkeitsübung
Vgl. Birkenbihl, Vera F. (2019): Jeden Tag weniger Ärgern. Das Anti-Ärger-Buch. 59 konkrete Tipps, Techniken und Strategien.13. Aufl. München: mvg Verlag, 98-101.
ABC-Listen-Methode
Die ABC-Listen-Methode wird in einem Erklärvideo über die Arbeit mit dem Lesewerkzeug des Textknackers erklärt.
Außerdem gibt es ein Video, in dem Vera F. Birkenbihl selbst die ABC-Listen-Methode erklärt.