Die Funktionen der Leichten Sprache
Aktuell werden bei der Leichten Sprache fünf Funktionen angenommen. Bredel & Maaß (2016a) nennen die Partizipationsfunktion, die Lernfunktion und die Brückenfunktion.
- Partizipationsfunktion: Mithilfe der Leichten Sprache wird den Adressaten "eine umfassende Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen möglich" (Bredel & Maaß, 2016a, S. 56).
- Lernfunktion: Leichte Sprache kann im Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht und bei der Erstalphabetisierung von Erwachsenen eingesetzt werden.
- Brückenfunktion: Leichte-Sprache-Texte können parallel zu standardsprachlichen Texten vorgehalten werden, um bei Verständnisschwierigkeiten ein Pendeln zwischen den beiden Sprachformen möglich zu machen.
Riegert & Musenberg (2017, S. 388) kritisieren zunächst, "dass auf dem Lehrmittelmarkt kaum Materialien für inklusiven Fachunterricht in Leichter Sprache existieren". In Anlehnung an Bock sprechen Riegert & Musenberg (Bock, 2015, S. 11 nach Riegert & Musenberg, 2017, S. 388) von der Leichten Sprache als "'Vermittlungsvarietät'", mit deren Hilfe sprachlich festgehaltene Unterrichtsinhalte binnendifferenziert oder individualisiert vermittelt werden können. Deshalb weisen Riegert & Musenberg der Leichten Sprache eine (fach-)didaktischen Funktion zu.
Maaß (2020) spricht in gesellschaftlicher Hinsicht von einer Symbolfunktion der Leichten Sprache. Die Texte der Leichten Sprache sorgen dafür, dass Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen für weite Kreise der Bevölkerung sichtbar werden und Unternehmen sowohl ihre Inklusionsaufgeschlossenheit als auch ihre Inklusionsbemühungen dokumentieren können.
Leichte Sprache für die Textoptimierung im Unterricht
Die oben genannten Funktionen der Leichten Sprache können eine Verwendung im Unterricht begründen. Dies erscheint vor allem für den Unterricht mit lese- und/oder rechtschreibgestörten Lernenden sowie Schülern mit einem Sprachförderbedarf oder einer Sprachbehinderung als angezeigt. Denn ein Vergleich der Empfehlungen von Mayer (2018) für den LRS-Bereich und Reber & Schönauer-Schneider (2022) für den sprachheilpädagogischen Unterricht mit den Leichte-Sprache-Regeln offenbart große Schnittmengen (Vgl. Tabellen 1 und 2).