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sprachsensible Unterrichtsmaterialien in Leichter Sprache


Definition der LS


Merkmale der LS


Funktionen der LS


Adressaten der LS


Wörterbücher in LS







Leichte-Sprache-Regeln für Texte sowie Zeichen

Möchte man einen Text nach den Regeln der Leichten Sprache verfassen, genügt es nicht, die Empfehlungen für Wörter und Sätze zu berücksichtigen. Auch der Text soll kritisch geprüft werden. So sollen Überlegungen zur Gestaltung von Texten und deren visueller Aufbereitung angestellt werden. 


Wort


Satz




Texte nach den Leichte-Sprache-Regeln gestalten

Damit Texte in Leichter Sprache auf bestmögliche Verständlichkeit hin ausgerichtet sind, empfehlen Bredel & Maaß (2016b), den Adressaten Hinweise auf die Textsorte zu geben. Dann ist es den Adressaten nämlich möglich, vor dem Lesen eine Erwartungshaltung aufzubauen und bestimmte Begriffe vorab zu aktivieren. So kann einem Leichte-Sprache-Text eine Zusammenfassung vorangestellt werden, in der sowohl die Textsorte als auch deren Funktion erläutert wird. Ebenso ist es möglich, ein Vorwort zu einem Leichte-Sprache-Text zu verfassen, in dem das Thema und die Absicht des Textes verdeutlicht werden. Laut den Autorinnen ist es auch denkbar, einen Leichte-Sprache-Text im Hinblick auf Sprache und Typografie an den Konventionen des zugrundeliegenden Ausgangstextes auszurichten. Die Regeln der Leichten Sprache stellen jedoch die Grenzen dieser Praxis dar, die nicht zu deutlichen Regelverstößen führen soll (Bredel & Maaß, 2016b).

Die Struktur eines Leichte-Sprache-Textes kann sich verständnisfördernd auswirken, wenn den Adressaten der Textzusammenhalt deutlich gemacht wird. Deshalb sollen Texte in Leichter Sprache unter Einbezug von Zwischenüberschriften und Randglossen verfasst werden, um Adressaten eine Orientierung zu ermöglichen. Auch die Verwendung von Einrückungen bei Erklärungen oder wörtlicher Rede und von Aufzählungszeichen gewährleisten eine bessere Struktur. Die Adressaten können somit erkennen, welche Informationen zusammengehören und Inhalte nach eigener Bedarfslage überspringen. Damit sich die Adressaten schnell einen Überblick verschaffen können, sind auch visuelle Leitsysteme (farbige oder andersartige Hervorhebungen) und Bilder in Leichte-Sprache-Texten möglich. Mithilfe von Bildern lassen sich sowohl einzelne Wörter als auch im Text dargelegte Konzepte aufrufen und erläutern. Bei der Hervorhebung von Buchstaben stehen den Produzenten von Texten in Leichter Sprache Fettungen, Unterstreichungen und Einrahmungen zur Verfügung. Während Kernbegriffe und Verneinungen zu fetten sind, können Unterstreichungen auf Informationen (zum Beispiel Worterklärungen) außerhalb des Textes hinweisen. Besonders wichtige Textabschnitte können mithilfe von Einrahmungen hervorgehoben werden. Bei den Worterklärungen können bei Leichte-Sprache-Texten grundlegend zwei Praktiken unterschieden werden. Entweder finden Worterklärungen im Haupttext statt oder werden in einer Randspalte bzw. am Ende eines Textes vorgenommen. Während Worterklärungen im Haupttext den Textumfang erhöhen, kann ein Glossar durch Wiederholtes Nachschlagen den Leseprozess deutlich stören. Aus diesem Grund empfehlen die Autorinnen nur dann einen Glossar anzulegen, wenn die Mehrheit der Adressaten ihn ohnehin nicht zurate ziehen muss. Die Autorinnen empfehlen weiterhin, die Adressaten direkt anzusprechen (mit <Sie> oder <Du>) und Handlungsorientierung zu vermitteln. Hinsichtlich der direkten Ansprache kann auch die Position der Adressaten eingenommen werden, indem Verfasser Sätze mit <ich> formulieren (Beispielsatz 37). Da in Leichte-Sprache-Texten auch Meinungen zum Ausdruck kommen, ist dies den Adressaten deutlich zu machen. Den Adressaten muss kommuniziert werden, wer welche Meinung vertritt, welches Gewicht der Meinungsäußerung zukommt und wie Alternativen aussehen können (Bredel & Maaß, 2016b).

Beispielsatz 37 
Es ist der Traum aller Hindus, hier einmal in den heiligen Fluss Ganges einzutauchen und das Wasser zu trinken. 
Alle Hindus haben einen Traum: 

  •      Ich will im heiligen Fluss Ganges baden. 
  •      Und ich will das Wasser vom heiligen Fluss Ganges trinken. 

Der Ausgangssatz wurde folgender Quelle entnommen: Eilerts, W. & Kübler, H.-G. (2006) (Hrsg.). Kursbuch Religion Elementar 9/10. Calwer. (Druck A, Jahr 2006), Seite 168.

Leichte-Sprache-Texte sollen darüber hinaus an den Adressaten, der beabsichtigten Lesesituation und dem Medium ausgerichtet werden. Im Hinblick auf die Adressaten können Verständnisschwierigkeiten sowohl auf der sprachlichen als auch auf der inhaltlichen Ebene entstehen. Um dem entgegenzuwirken, können die Verfasser von Texten in Leichter Sprache eine inhaltliche Reduktion vornehmen. Auf diese Weise wird die Komplexität eines Themas, aber auch der Informationsgehalt des Leichte-Sprache-Textes reduziert. Des Weiteren können Leichte-Sprache-Produzenten auch inhaltlich komplexe Themen in Leichte-Sprache-Texte übernehmen und lediglich eine Anpassung auf sprachlicher Ebene vornehmen. Entstehen Leichte-Sprache-Texte auf Grundlage dieser Strategie, können sie von den Adressaten sprachlich verstanden werden. Doch ist damit zu rechnen, dass die inhaltliche Komplexität sich verständniserschwerend auswirken wird. Deshalb machen derartig verfasste Leichte-Sprache-Texte eine gemeinsame Lektüre durch Adressaten und Mittlern (auf Grundlage von § 11 BGG) notwendig. Bredel & Maaß stellen für die Orientierung an den Adressaten eine Faustregel auf. Während auf der sprachlichen Ebene für eine größtmögliche Entlastung Sorge zu tragen ist, sollen die Leichte-Sprache-Verfasser die geringstmöglichen Eingriffe auf der inhaltlichen Ebene vornehmen. Die Autorinnen räumen jedoch ein, dass Leichte-Sprache-Verfasser nicht um ein Auswählen von Inhalten aus Ausgangstexten umhinkommen. Dieses Auswählen hat aber verantwortungsvoll und im Austausch mit Auftraggebern stattzufinden (Bredel & Maaß, 2016b).

Darüber hinaus empfehlen Bredel & Maaß (2016b), Überlegungen zu der Situation anzustellen, in der ein Leichte-Sprache-Text gelesen wird. Grundlegend lässt sich die eigenständige Lektüre eines Textes in Leichter Sprache von begleiteten Lesesituationen unterscheiden. Bei Leichte-Sprache-Texten für den inklusiven Unterricht sollen sich Ausgangs- und Zieltexte in struktureller Hinsicht ähneln, um einen Wechsel zwischen den Sprachformen zu ermöglichen. Ist ein Leichte-Sprache-Text hingegen Grundlage für Beratungen, sind relevante Fachbegriffe in einem Glossar zu erklären. Im Falle der Beschreibung konkreter Situationen bzw. Arbeitsabläufe wird der Einsatz von Bildern empfohlen. Des Weiteren sollen bei Leichte-Sprachen-Texten im Internet die Links einer Prüfung unterzogen werden. Sollten die Links zu Inhalten in Standardsprache führen, ist das Angebot um einen Leichte-Sprache-Text zu ergänzen oder den Adressaten der standardsprachliche Text anzukündigen.

Schließlich soll ein Leichte-Sprache-Text auch im Hinblick auf das Medium verfasst werden, da dieses durch sein Platzangebot den Textumfang maßgeblich beeinflusst. Abhängig vom Medium stehen Leichte-Sprache-Verfassern auch unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, um Worterklärungen anzubieten. Bei Print-Texten sind dies Randglossen oder Glossare am Textende und im Falle von Internet-Texten kommen Mouse-over-Boxen und Links infrage. Unabhängig vom Trägermedium eines Leichte-Sprache-Textes wird der Einsatz verständnisunterstützender Bilder angeraten (Bredel & Maaß, 2016b).


Bilder in Leichte-Sprache-Texten

Für den Einsatz von Bildern in Leichte-Sprache-Texten formulieren Bredel & Maaß (2016b, S. 150) eine "goldene Regel": "Verwenden Sie Bilder mit einer klaren Aussage und eindeutigem Text-Bild-Bezug, die die Leser(innen) beim Verstehen des Texts unterstützen" (Fettung im Original). Während als Leitsysteme verwendete Bilder der goldenen Regel gerecht werden, raten die Autorinnen von Bildern zur Verschönerung gänzlich ab. Denn Zierbilder besitzen keinen verständnisunterstützenden Mehrwert und können bei den Adressaten zu Verwirrung und Ablenkung führen. 

Damit Bilder Textaussagen unterstützen können, empfehlen Bredel & Maaß (2016b) vier Bereiche in die Überlegungen einzubeziehen: die Bezugsgröße, die Bezugsart, den Bildtyp und den Platz des Bildes. Die folgende Tabelle soll die vier Bereiche und ihre Möglichkeiten nach Bredel & Maaß (2016, S. 151-154) zusammenfassend darlegen. 


Bezugsgröße

Bezugsart

Bildtyp 
(Ballstaedt, 2005 nach Bredel & Maaß, 2016, S. 153)

Platz des Bildes

Personen
geeignet um Schwellenängste vor Ämtergängen abzubauen oder Personen des öffentlichen Lebens zu zeigen

Doppelung
Text und Bild stimmen inhaltlich überein (<der Hund> und Bild eines Hundes)

Abbilder 
Darstellung von Personen, Gegenständen oder Handlungsabläufen

Integration von Bildern
Bilder sind möglichst nahe am Text

Gegenstände
den Adressaten kann Unbekanntes gezeigt werden

Erweiterung 
ein Bild bietet eine über den Text hinausreichende Information an (Zeitstrahl zur Einordnung geschichtlicher Ereignisse)

Visualisierungen 
Charts (Tabellen sowie graphic organizers) und Diagramme (zum Beispiel Kreis-Diagramme) können das Verständnis komplexer Zusammenhänge und Konzepte erleichtern

gemeinsamer Bereich 
Text und Bild werden nicht voneinander getrennt (zum Beispiel durch eine Trennlinie)

Handlungsabläufe
ein Vorgang kann in seine einzelnen Schritte unterteilt und erläutert werden 

Reduktion 
im Falle eines Handlungsablaufs zeigen die Bilder lediglich den Anfangs- oder Endzustand

Karten 
Vorsicht: Karten sind komplex


Konzepte
abstrakte Begriffe können den Adressaten näher gebracht werden (Gerechtigkeit, Selbstbestimmung etc.); Vorsicht ist bei dem Gebrauch von Symbolen geboten, da diese den abstrakten Begriff nicht erläutern (§ als Symbol für Recht)

Beispiel 
ein Bild gibt das Thema oder ein Teilthema eines Textes wieder (ein Text über Hunde und ein Bild mit einem Schäferhund); bei der Beispielfunktion ist auf die Geläufigkeit des Gezeigten zu achten

Piktogramme
entweder "schematisch, reduzierte Abbilder" von Gegenständen (Messer und Gabel als Piktogramm für ein Restaurant) oder Symbole, deren Bedeutung erst erschlossen werden muss (kulturell bedingt; zum Beispiel eine Glühbirne für einen Geistesblitz); Leitfrage: Verstehen die Adressaten die Aussageabsicht des Piktogramms?


komplexe Zusammenhänge
graphic organizers zur Veranschaulichung von Zusammenhängen (Ursache und Wirkung, Gemeinsamkeiten und Unterschiede etc.)

Erläuterung 
Informationen aus einem Text werden mithilfe eines Bildes erläutert (Diagramme: zum Beispiel Kreis-Diagramme um Mengenverhältnisse zu veranschaulichen)




Zusammenfassung
ein Bild fasst die Kernaussagen eines Textes zusammen (graphic organizers)





Schriftzeichen in Leichte-Sprache-Texten

Bredel & Maaß (2016a) empfehlen, von verbundenen Schriften bei Leichte-Sprache-Texten Abstand zu nehmen, da durch Verzieren und Verbinden von Schriftzeichen einzelne Buchstaben deutlich schlechter wahrnehmbar werden (Beispiel 38). 

Beispiel 38
Dieser Satz ist ein Beispiel für eine verbundene Schrift (Freehand).
Und dieser Satz ist ein Beispiel für eine unverbundene Schrift (Arial).


Darüber hinaus weisen Bredel & Maaß (2016a) darauf hin, dass im Falle der Verwendung von unverbundenen Schriften serifenlose Schriften den Serifenschriften vorzuziehen sind (Beispiel 39). Unter Serifen versteht man "feine Zierabschlüsse an Buchstaben, die quer zur Grundrichtung des Buchstabenelements verlaufen, mit dem der Buchstabe abschließt" (Bredel & Maaß, 2016a, S. 226). Denn ähnlich wie der Verzicht auf verbundene Schriften mit einer besseren Wahrnehmbarkeit von einzelnen Buchstaben einhergeht, können die Adressaten von Leichte-Sprache-Texten bei serifenlosen Schriften die Schriftzeichen besser erkennen. Diesem Umstand kommt vor allem bei gering literalisierten Personen eine große Bedeutung zu. Bei Adressaten mit einer stärker ausgeprägten Literalität können Serifen hingegen das Lesen sogar unterstützen. 

Beispiel 39
Times New Roman ist eine Schrift mit Serifen. 
Arial ist eine Schrift ohne Serifen.


Im Ratgeber zur Leichten Sprache geben Bredel & Maaß (2016b) unter Einbezug der Medien differenziertere Empfehlungen. Werden Leichte-Sprache-Texte an digitalen Endgeräten gelesen, zeichnen sich Serifenschriften durch eine bessere Lesbarkeit aus. Bei Print-Texten in Leichter Sprache kann jedoch an der ursprünglichen Empfehlung für serifenlose Schriften festgehalten werden. 

Bei den Parametern Schriftgröße und Zeilenabstand stimmen die Ausführungen des Grundlagenwerks (Bredel & Maaß, 2016a) und die des Ratgebers (Bredel & Maaß 2016b) überein. Die Autorinnen empfehlen, eine Schriftgröße von mindestens 14 Punkt und einen Zeilenabstand von 1,5 Zeilen anzuwenden.

Hinsichtlich der Schriftauszeichnung soll bei Leichte-Sprache-Texten auf farbige Buchstaben (*Educerio), das Sperren (*L e i c h t e  S p r a c h e) und das Großschreiben ganzer Wörter (*LEICHTE SPRACHE) verzichtet werden. Ebenso hat das Kursivsetzen in der Leichten Sprache nicht stattzufinden, da die Buchstaben hierdurch in ihrer Form verändert werden. Erlaubt hingegen sind das Fetten sowie Unterstreichen von Buchstaben und das Einrahmen wichtiger Inhalte (Bredel & Maaß 2016b). 

Bisher haben sich die folgenden Praktiken in Leichte-Sprache-Texten etabliert. 

  • Die Fettung wird angewendet, um die Bedeutung von Wörtern zu betonen und den Adressaten das Verstehen zu erleichtern (Kernbegriffe und Verneinungen). 
  • Unterstreichungen und Einrahmungen werden vorgenommen, um die Adressaten auf Informationen aufmerksam zu machen, die außerhalb des Textes zu finden sind (Bredel & Maaß, 2016a). 


Bessere Wahrnehmbarkeit durch ein inklusives Kommunikationsdesign

Weitergehende Informationen zu den Aspekten Leserlichkeit und Lesbarkeit von Schrift können leserlich.info entnommen werden. Leserlich.info ist ein Angebot des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V., das Tipps zur Typografie von Print- und digitalen Medien gibt. So lässt sich mithilfe eines Schriftgrößenrechners die optimale Schriftgröße unter Einbezug verschiedener Parameter wie Textart, Beleuchtung und Abstand des Lesers zum Medium berechnen.


Merkmale der LS


Funktionen der LS


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